Beschreibung

Nach dem preußisch-französischen Krieg und dem Anschluss an das deutsche Kaiserreich im Jahr 1871 wurde Straßburg Hauptstadt der Region und eine Riesenbaustelle. Es mussten Kriegsschäden repariert werden, doch es kam auch der Wunsch auf, Straßburg zu einer Vorzeigestadt des Kaiserreiches zu machen.  Diese neue Aufgabe war nicht mehr vereinbar mit der vorherigen Ausdehnung der Stadt. Diese war noch umgeben von mittelalterlichen Stadtmauern, hatte enge, dunkle Gassen und alte Bauwerke. Somit hatte Straßburg nichts von einer Hauptstadt.

Eine neue Stadt, bis heute Neustadt genannt, musste geschaffen werden. 380 Hektar wurden bebaut, in kurzer Zeit verdreifachte sich die Stadtoberfläche. So entstand aus einer mittelalterlichen Stadt, noch eingezwängt in ihre Stadtmauern,  eine moderne Stadt. Fließendes Wasser, Gas und Strom auf allen Etagen, Straßburg war in jeder Hinsicht eine moderne Regionalhauptstadt geworden.  Gleichzeitig aber wollte man auch durch diese Art von Stadtentwicklung die Macht und den Reichtum des Deutschen Reiches demonstrieren, bis heute zu bestaunen am ehemaligen Kaiserpalast, der großen Post oder am Universitätshauptgebäude.

Aufgrund der Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurden viele deutsche Städte nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Dagegen ist das deutsche Viertel von Straßburg bis heute eines der wenigen und aussergewöhnlichsten Beispiele der Architektur dieser Zeit.

Wusstest du?

Die Neustadt wurde im Jahr 2017 zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben.

Das ursprüngliche Anwesen, das 1988 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, wurde von der Grande-Île, dem historischen Zentrum von Straßburg, um die Kathedrale herum errichtet. Die Erweiterung betrifft die Neustadt, die unter deutscher Verwaltung (1871-1918) geplant und gebaut wurde. Die Neustadt orientiert sich in ihrer städtebaulichen Gestaltung zum Teil am Haussmannschen Vorbild und greift eine Architektursprache germanischer Inspiration auf. Dieser doppelte Einfluss hat die Schaffung eines für Straßburg spezifischen Stadtraums ermöglicht, in dem die Perspektiven rund um den Dom sich zu einer einheitlichen Landschaft rund um die Flüsse und Kanäle öffnen.

Weitere Informationen: https://whc.unesco.org/en/list/495